Ein Kommentar von Fabian Maysenhölder
Die Masern breiten sich in Deutschland aus. In Berlin stirbt ein Kind an der Infektion. Und das, obwohl es einen wirksamen Impfschutz gegen das Masern-Virus gibt. Viele lassen sich von verantwortungslosen Impfgegnern Angst machen. Aber Impfen ist keine Privatsache.
In Berlin ist ein Kleinkind an Masern gestorben. Das ist der Höhepunkt einer Welle von Erkrankungen, die die deutsche Hauptstadt seit Oktober überrollt. Eigentlich sollten die Masern in diesem Jahr in Deutschland ausgerottet sein – so wollte es die Weltgesundheitsorganisation. Doch dieses Vorhaben ist gescheitert. Der Grund ist so simpel wie unverständlich: Viele Eltern lassen sich auf die Angstmache dubioser Impfgegner ein, die mit sehr zweifelhaften Argumenten Stimmung gegen eine Impfung machen. Doch wer sein Kind nicht impfen lässt, handelt nicht nur unvernünftig, sondern auch egoistisch.
Argumente von Impfgegnern gibt es viele – stichhaltig ist keines davon. Da wird etwa behauptet, es gebe keine Nachweise dafür, dass Impfungen wirken. Das ist Unsinn. Die Eindämmung von Infektionskrankheiten kann man zwar auch, aber nicht nur auf verbesserte hygienische Umstände und bessere Ernährung zurückführen, wie es von Impfkritikern gerne getan wird. Südamerika etwa gilt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts als masernfrei – weil dort konsequent geimpft wird.
Der Profit mit der Angst
Es ist verständlich, dass Eltern alles genau abwägen, was die Gesundheit ihres Kindes betrifft. Im Internet-Zeitalter liegt es nahe, sich per Google zu informieren. Doch leider tummeln sich gerade dort zum Thema Impfschutz unzählige dubiose Webseiten – die als solche nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, da sie seriös aussehen. Wer wirklich das Beste für sein Kind will, sollte genau darauf achten, aus welchen Quellen er seine Informationen bezieht.
Denn: Was ist die Motivation derer, die gegen Impfungen wettern? Impfgegner behaupten häufig, die Pharma-Industrie werbe mit Angstmache dafür, die Kinder zu impfen. Das ist absurd. Natürlich verdienen Pharma-Unternehmen an Impfungen. Aber wäre der Profit nicht viel höher, würden sie die Krankheiten grassieren lassen und dann teure Medikamente zur Behandlung anbieten? Nein, andersherum wird ein Schuh daraus: Impfgegner werben meist direkt auf ihren Webseiten für Bücher, Vorträge oder anderes angebliches Aufklärungsmaterial – für das sie sich freilich gut entlohnen lassen. Sie schüren Angst vor Impfkomplikationen und schlagen daraus Profit.
Fehlender Impfschutz ist nichts, was „nur“ auf das eigene Kind zurückfällt. Viele Menschen können sich aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht gegen Masern impfen lassen. Sie sind darauf angewiesen, dass es eine Herdenimmunität gibt – dass also ein Virus ausgerottet wird, weil genügend Menschen immun dagegen sind. Deshalb ist die Impfentscheidung keinesfalls nur privat. Es ist auch eine Frage der gesellschaftlichen Solidarität.
Quelle: n-tv.de