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Die verkannte Gefahr – Ein Masern-Bericht der Welt von 2005

… und 10 Jahre später die Auswirkungen …! Ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft!

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In Berlin wird zu wenig geimpft – ein Bericht vom 04.06.2005

Eltern lehnen Schutz gegen Masern und Röteln ab – Kinderkrankheiten werden unterschätzt

Von Nicole Dolif

Es klingt so schön harmlos: Kinderkrankheit. “Dabei sind gerade Masern eine ganz brutale Erkrankung”, sagt Dietrich Delekat, Facharzt für Kinderheilkunde in der Senatsgesundheitsverwaltung. Ist das Virus erst einmal im Umlauf, breitet es sich rasant aus. So haben sich gegenwärtig in Bayern mehr als 110 Menschen infiziert. Die meisten Betroffenen sind Kinder, die nicht geimpft waren. Bundesweit wurden in diesem Jahr bereits 400 Fälle gemeldet – fast zehnmal so viele wie im ersten Halbjahr des Vorjahres. Und in einem von 1000 Fällen endet die Krankheit sogar tödlich.

Trotzdem wird gerade diese Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) immer häufiger von Eltern abgelehnt. Die Grundimpfung gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung hingegen lassen fast alle Eltern bei ihren Kindern durchführen. “Diese Krankheiten werden offenbar als gefährlich wahrgenommen”, so Delekat, “auf jeden Fall liegt hier die Impfrate in Berlin bei mehr als 95 Prozent”. Das sei vor allem verglichen mit dem Bundesdurchschnitt sehr gut.
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Anders sehe es bei den Infektionskrankheiten Masern, Mumps und Röteln aus. Hier erreichen die Hauptstädter nur eine Impfrate von 93 Prozent – zu gering, um die Krankheit auszurotten.

Vor allem in der West-Berliner Oberschicht und in anthroposophischen Kreisen lehnen nach Angaben der Senatsverwaltung mehr als 20 Prozent der Eltern diese Impfung ab. “Die Entscheidung wird oft damit begründet, daß es für die Entwicklung der Kinder besser sei, die Krankheit durchzumachen”, so Delekat. Der Mediziner hält das für “gefährlichen Unsinn”. Denn zu den Komplikationen der Krankheit gehört zum Beispiel die gefährliche Hirnhautentzündung. Deshalb findet Delekat auch die sogenannten Masern- oder Windpockenparties “geradezu pervers”. Bei diesen Parties lädt ein Masern- oder Windpocken-Kind seine Freunde ein, damit sie sich anstecken können. “Die Krankheit wird also nicht nur durch Nicht-Impfung in Kauf genommen, sondern auch noch bewußt herbeigeführt.”

Lieber die Krankheit als die Impfung – ein neuer Trend? Auch der Berliner Kinderarzt Wolfram Singendonk hat in seiner Schöneberger Praxis die Erfahrung gemacht, daß Impfungen sehr kritisch hinterfragt werden. “Das finde ich jedoch gar nicht so schlecht”, sagt er, “die Eltern sollen sich gut informieren. Und in den meisten Fällen kann ich sie von der Notwendigkeit der Impfung überzeugen.”

In Berlin wurden in diesem Jahr bislang sieben Fälle gemeldet – das sind mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. “Unsere Durchimpfrate ist noch immer etwas zu niedrig”, so Dr. Sabine Reiter, Impfexpertin des Robert-Koch-Instituts. “Gerade Masern werden häufig unterschätzt, das ist sehr leichtsinnig.”

Quelle: http://www.welt.de/print-welt/article674409/In-Berlin-wird-zu-wenig-geimpft.html

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Mehrheit der Deutschen für Impfpflicht

Berlin (dpa) – Rund drei Viertel der Deutschen befürworten Umfragen zufolge eine Impfpflicht für schwere Krankheiten wie Masern. Das zeigen zwei Anfang dieser Woche erhobene repräsentative Umfragen unter jeweils rund 1000 Bundesbürgern. In Berlin ist ein Ende der Masernwelle derweil noch nicht abzusehen

Die Zahl stieg innerhalb eines Tages um 28 neue Fälle bis Donnerstag auf 637. Zwei Schulen wurde deswegen einen Tag geschlossen.

Nach Daten des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagten 40 Prozent der Befragten, sie seien “sehr für eine Impfpflicht” für solche Krankheiten, 34 Prozent waren “eher für eine Impfpflicht”. Nur 21 Prozent waren “eher oder sehr gegen eine Impfpflicht”. 5 Prozent zeigten sich unentschlossen. Besonders viele Befürworter hatte die Impfpflicht in der Altersgruppe ab 55 Jahre.

In einer Emnid-Meinungsumfrage für das Nachrichtenmagazin “Focus” begrüßten 76 Prozent die Forderung nach einer gesetzlichen Impfpflicht für Masern, 17 Prozent waren dagegen. Im Osten Deutschlands sind demnach sogar 90 Prozent für diese Maßnahme. In der DDR gab es eine Impfpflicht für mehrere Krankheiten.

In einigen europäischen Ländern besteht derzeit eine Impfpflicht gegen Masern – unter anderem in Bulgarien, Estland, Kroatien, Serbien und Ungarn. In Deutschland wird darüber debattiert: Grüne und Linke haben sich im Bundestag dagegen ausgesprochen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hält eine solche Maßnahme zwar für “rechtlich nicht ausgeschlossen”, sieht aber eine Impfpflicht nur als letztes mögliches Mittel. Ähnlich hatte sich zuvor Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geäußert.

Auch in Frankreich und Rumänien gibt es neue Debatten um eine Impfpflicht. In Österreich wird diese weitgehend abgelehnt, auch von der dortigen Ärztekammer und dem Gesundheitsministerium. Der Präsident der deutschen Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, plädierte vor einigen Tagen jedoch eindeutig dafür.

Der Masern-Ausbruch in Berlin lässt die Nachfrage nach dem entsprechenden Impfstoff bundesweit deutlich steigen. Gleich nachdem der Maserntod eines Kleinkindes bekanntgeworden sei, hätten die Bestellungen von Montag auf Dienstag je nach Region teilweise um das Fünffache zugenommen, berichtete ein Sprecher des Pharmagroßhändlers Sanacorp der Tageszeitung “Die Welt” (Freitag). Schwerpunkte lagen demnach im Raum Berlin und in Baden-Württemberg. Auch der Pharmagroßhändler Alliance Healthcare meldete zuletzt eine erhöhte Impfstoffnachfrage – deutschlandweit um 10, in Berlin um bis zu 250 Prozent.

In Berlin gab es allein seit Wochenbeginn 70 neue Fälle. Insgesamt sind während der aktuellen Masernwelle auch viele Erwachsene erkrankt. Bei rund einem Viertel aller Patienten verlief die Infektion so schwer, dass sie ins Krankenhaus kamen. Ein Kleinkind war vergangene Woche an Masern gestorben. Es war nicht gegen die Infektion geimpft.

Im Wald-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg, das seine Schüler am Mittwoch wegen eines Masernfalles nach Hause geschickt hatte, lief der Unterricht am Donnerstag wieder – aber nicht für alle. “Wir haben die Impfnachweise aller Schüler zu Unterrichtsbeginn kontrolliert. Wer einen unklaren Impfstatus hat, muss zunächst zu Hause bleiben”, sagte Schulleiter Wolfgang Ismer.

Wie viele Schüler das insgesamt betraf, war am Donnerstagmittag unklar. Doch allein aus dem näheren Kontaktkreis des an Masern erkrankten Schülers dürfen acht Schüler und mindestens drei Lehrer vorsichtshalber bis zum 3. März nicht in die Schule kommen. Bereits am Montag war eine Oberschule in Berlin-Lichtenrade wegen eines Masernfalles für einen Tag geschlossen worden.

In der YouGov-Umfrage glaubten 81 Prozent, dass Impfungen im Allgemeinen wirken. 10 Prozent glauben das nicht, 9 Prozent sind sich unsicher. YouGov hatte die Menschen vom 23. bis 25. Februar befragt, Emnid am 23. und 24. Februar.

Quelle: zeit.de

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